Am
aktuellen Seagate-Desaster und dessen
langsam bekanntwerdenden Hintergründen läßt sich wunderschön demonstrieren, daß viele Anwender (und vermutlich unter ihnen auch viele Administratoren) beim panischen Einspielen irgendwelcher vielleicht, vielleicht aber auch nicht so ganz passenden Beta-Firmware-Updates die zwei goldenen Regeln der Systemadministration nicht beachten:
Erstens:Keine Panik.
Und zweitens:Erst denken. Dann handeln.
Eigentlich sind diese beiden Merksätze nur Konkretisierungen ein und desselben Hintergrundes: Panik blockiert das rationale Denken und damit die Folgenabschätzung. Und Handeln ohne Folgenabschätzung mag die akuten Symptome eines Problems beseitigen können - wenn man Glück hat. Aber die Folgefehler solch unüberlegten Handelns können viel schwerwiegender und schwieriger zu beseitigen sein, als es das ursprüngliche Problem jemals war. Vor allem dann, wenn objektiv betrachtet noch gar kein (akutes) Problem vorlag, sondern nur die (mehr oder weniger vage) Möglichkeit, daß eins vorliegen könnte.
Von daher gilt für einen guten Admin: Wenn die Informationslage zu einem möglichen Problem unklar und verworren ist, ist der beste Lösungsansatz, erst einmal die Informationslage zu verbessern. Mitunter geht das nur, indem man einfach erst einmal abwartet - auch Hersteller können nicht zaubern und haben endliche Ressourcen. Solange die Informationslage nicht zufriedenstellend ist, solange ich nicht
weiß, mit was ich es zu tun habe, solange wird an einer laufenden Systemkonfiguration erst einmal nichts geändert. "Never touch a running system" ist als Merksatz zwar auch schon etwas älter, hat deshalb aber trotzdem nichts an seiner Richtigkeit verloren. Sobald die Informationslage sicher genug ist, daß ich zuverlässige Entscheidungsgrundlagen habe, kann ich eine Entscheidung treffen - keine Sekunde vorher.
Und ja, ich weiß, daß das leichter gesagt als getan ist, wenn man panische Kunden, ein hysterisches Marketing oder ähnlich unangenehme Dinge abzuwehren hat. Leute, die einem im Nacken sitzen und einen anbrüllen, daß dieses PROBLEM! der Untergang der westlichen Zivilisation ist und SOFORT!, AM BESTEN GESTERN!!! gelöst werden muß. Dagegen hilft nur, sich ein dickes Fell zuzulegen und freundlich darauf hinzuweisen, daß man an dem Problem arbeitet. Und in Härtefällen der folgende Satz:
Wenn ich jetzt keine Zeit habe, überlegt und geplant zu handeln - woher soll ich dann die Zeit nehmen, die Folgen einer unüberlegten Fehlhandlung wieder auszubügeln?
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